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Sandleiten: Bewegender Auftritt engagierter ZeitzeugInnen

Sandleiten: Bewegender Auftritt engagierter ZeitzeugInnen

Am 13. April erweckte wohnpartner gemeinsam mit ZeitzeugInnen die Geschichte Ottakrings wieder zum Leben: Zum siebzigjährigen Gedenken an die kampflose Befreiung Ottakrings fanden in der Ganztagsmittelschule Roterdstraße Lesungen und eine Ausstellung statt. Bezirksvorsteher Franz Prokop übergab den ZeitzeugInnen Helene Neuhaus und Paul Vodicka eine Urkunde und eine Ehrenmedaille.

ImpulsgeberInnen für das Projekt zum siebzigjährigen Gedenken an die kampflose Befreiung Ottakrings im Jahr 1945, die eine kampflose Einnahme Ottakrings durch die Rote Armee erleichterte, waren Helene Neuhaus und Paul Vodicka. Sie zählen zu den letzten lebenden ZeitzeugInnen, die von diesem Ereignis erzählen können. wohnpartner begleitet das – bereits zweite – ZeitzeugInnen-Projekt in Sandleiten und unterstützt bei der Planung von Veranstaltungen sowie der Entwicklung eines Denkmals, um die Widerstandsgruppe zu würdigen.

Die bewegende Geschichte der kampflosen Befreiung Ottakrings wachzuhalten, ist wichtiger denn je. Die heutige Festveranstaltung zu diesem Meilenstein der Ottakringer Geschichte leistet dazu einen wesentlichen Beitrag“, unterstreicht der Ottakringer Bezirksvorsteher Franz Prokop. Christine Zeiler, Direktorin der Ganztagsmittelschule Roterdstraße, hebt das große Interesse der SchülerInnen hervor und betont die Wichtigkeit dieses Projekts für die Förderung von Toleranz und Respekt bei jungen Menschen: „Zivilcourage und achtsames Verhalten findet man in unserer Gesellschaft immer seltener. Dem wohnpartner-Team und mir war es daher ein großes Anliegen, diesen Themen an unserer Schule einen wichtigen Stellenwert und Platz zu geben.“ 

Kinder in Aktion: Theaterstücke, Lesungen und eine Ausstellung

Den SchülerInnen gefiel es besonders gut, schon im Vorfeld der Veranstaltung mit den beiden ZeitzeugInnen über die Ereignisse zu sprechen und darauf aufbauend gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Lesungen und kurze Theaterstücke vorzubereiten. Diese präsentierten sie bei der gestrigen Festveranstaltung rund 100 interessierten Gästen. Darüber hinaus gestalteten sie Zeichnungen für eine Ausstellung über die kampflose Entwaffnung, die ebenfalls gestern zu sehen war. 

Die SchülerInnen konnten bei diesem Projekt viel lernen und zeigten großen Respekt davor, mit welchen Herausforderungen die ZeitzeugInnen umzugehen wussten.Musikalisches Highlight war die Sängerin und Künstlerin Maren Rahmann mit Vertonungen von Texten Jura Soyfers.

Dialog der Generationen für mehr Toleranz

wohnpartner fördert mit seinen ZeitzeugInnen-Projekten den Austausch zwischen Jung und Alt, um Geschichte anschaulich und lebendig zu vermitteln: „Helene Neuhaus und Paul Vodicka können beide sehr gut erzählen, geben ihr Wissen an die Kinder weiter und regen sie zum Nachdenken an, was man daraus für die heutige Zeit lernen kann“, so Birgit Elsner vom wohnpartner-Team 14_15_16.

Die 93-Jährige Zeitzeugin Helene Neuhaus stieß bei den Jungen auf offene Ohren: “Die Schülerinnen und Schüler haben wirklich Fragen gestellt, ich kann über sie nur Gutes sagen. Ich hab eine große Hoffnung in die Jugend. Es ist wichtig, dass die Menschen Mut fassen, wenn eine schwierige Situation auf sie zukommt, und sie diese auch bewusst und überlegt meistern können.“

„Es ist wichtig für die Jugendlichen, dass sie erfahren, wie es einmal war. Aber wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, es gibt auch heute noch genug zu tun. Wir müssen weiterhin gegen Faschismus ankämpfen. Daher suche ich die Diskussion mit Kindern und Jugendlichen“, begründet der 87-jährige Zeitzeuge Paul Vodicka sein Engagement für die Vermittlung von Zeitgeschichte.

Hintergrund: Zivilcourage damals und heute

Die beiden ZeitzeugInnen Paul Vodicka und Helene Neuhaus unterstützten die Entwaffnung von Wehrmacht und SS am 7. April 1945 als WiderstandskämpferInnen. Am 7. April 1945 gelang im Gebiet um Sandleiten einer kleinen Gruppe Jugendlicher die Entwaffnung von Wehrmacht und SS. Die Gruppe wurde von dem im März 1945 aus der Wehrmacht desertierten Funktionär des illegalen Kommunistischen Jugendverbands Heini Klein angeführt. Durch die Entwaffnungsaktion wurde die kampflose Einnahme Ottakrings und Hernals durch die Rote Armee, die um Wien herum einen Zangenangriff von Westen her durchgeführt hatte, erleichtert. Damit leistete die Gruppe einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Wiens. Am 8. April stieß auch der sozialdemokratische Jugendfunktionär Hubert Pfoch dazu. 

Versuche für ähnliche Aktionen fanden auch anderorts statt, gelangen aber nicht annähernd in dem Umfang wie in Ottakring und Hernals. Das Ereignis vom 7. April schlug hohe Wellen: so veranlasste es den Nazi-Propagandaminister Goebbels zu einem empörten Eintrag in seinem Tagebuch, der die „härtesten Maßnahmen" gegen die „Aufruhraktionen in den ehemals roten Vororten" Wiens verlangte.

Ausblick: Denkmal am Matteottiplatz in Planung

Den Abschluss des Projekts bildet eine Veranstaltung im Herbst, innerhalb derer ein Denkmal für die Widerstandsgruppe enthüllt werden soll. Im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs werden noch bis 20. April 2015 Entwürfe für das neue Denkmal gesammelt. Informationen zur Teilnahme finden Interessierte in der Ausschreibung unter www.wohnpartner-wien.at

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